Implantate sind bei Zahnlosigkeit eine gute Möglichkeit, für sicheren Halt der Prothese zu sorgen.
Auch älteren und ängstlichen Patienten steht diese Option dank sanfter Methoden offen.
Auch die zweite Nacht hat Hartmut Meier ohne die Schmerztablette überstanden, die ihm
sein Kieferchirurg vorsorglich mitgegeben hatte. Der 68-Jährige hatte lange gezögert, bevor er sich zu der Operation entschloss, in der ihm sechs Implantate in den Unterkiefer eingesetzt wurden. Daran soll seine Vollprothese künftig festen Halt finden. Jetzt ist er froh, dass er es endlich hat machen lassen: „Ich konnte ja kaum noch richtig essen mit dem wackeligen Gebiss.“
„Der Einsatz von Zahnimplantaten bei Zahnlosigkeit stellt eine sichere und effektive Methode
dar. Durch die Implantatversorgung des zahnlosen Unterkiefers wird eine deutliche Verbesserung
der Prothesenstabilität und damit der Kaufunktion gegenüber der herkömmlichen Vollprothese gewährleistet“, sagt Dr. Tarek Karasholi, der gemeinsam mit Dr. Manfred Michael Böhm die Praxis für Oralchirurgie im Storkower Bogen führt. „Damit steigt natürlich auch die Lebensqualität.“ Genau das erhofft sich Hartmut Meier. Allerdings hatten ihn sein angeschlagener Gesundheitszustand –
er ist Parkinson-Patient – und seine Angst vor dem Eingriff zurückschrecken lassen. Implantate sind heute eine erprobte Technik in der Zahnmedizin – eine Million davon werden in deutschen Zahnarztpraxen Jahr für Jahr eingesetzt. Der Erfolg ist hoch – 95 von 100 Stiften sind nach zehn Jahren noch problemlos im Einsatz. „Sicher bleibt ein gewisses Risiko, vor allem bei allgemeinmedizinischen Einschränkungen“, sagt Dr. Karasholi und nennt etwa Diabetes oder starkes
Rauchen als Risikofaktoren. „Dann ist die antibiotische Prophylaxe erforderlich, und manchmal auch die Rücksprache mit dem Hausarzt, um mögliche Komplikationen zu vermeiden und Beschwerden zu lindern.“
Hartmut Meier hätte am liebsten eine Vollnarkose gehabt, doch sein Hausarzt hatte ihm davon abgeraten. So verschlief er die OP unter einer leichten Sedierung und der verständnisvollen Obhut des Praxispersonals. „Der Eingriff ließe sich problemlos in örtlicher Betäubung durchführen. Aber bei Angstpatienten ist ein solcher Dämmerschlaf anzuraten, der zu Entspannung, Beruhigung und Stressreduktion führt. Für die Kreislaufkontrolle wird der Patient während des Eingriffs kontinuierlich
mit einem Sauerstoff- und Pulsmessgerät überwacht“, erläutert Dr. Karasholi.
Jetzt sitzt Hartmut Meier mit zwei Kühlpacks rechts und links an den Unterkiefer gedrückt in seinem Wohnzimmer und ist zuversichtlich, die nächsten, kritischen Monate auch noch zu schaffen. Jetzt müssen die Implantate einheilen, was der Zahnarzt regelmäßig überprüft. „Wir raten unseren Patienten immer, in den ersten zwei oder drei Tagen gut zu kühlen. Zu Beginn sollten sie nur weiche Speisen essen. Auf eine schleimhautgetragene Prothese sollten sie für ein paar Tage verzichten, um eine Fehlbelastung zu vermeiden. Die wichtigste Rolle spielt jetzt die Mundhygiene: Wir empfehlen
Mundspülungen mit zweiprozentigem Chlorhexidin oder Kamillenlösung bis zur Nahtentfernung.“
Dr. Karasholi verordnet zudem körperliche Schonung und Verzicht auf das Rauchen, das zu Wundheilungsstörungen führen könnte.
Erst drei bis vier Monate nach der Operation wird auf das Implantat, das im Kieferknochen steckt und in dieser Zeit damit fest verwächst, der „Pfosten“ aufgeschraubt, der dann die Prothese trägt. Experte Karasholi: „Wenn es soweit ist, empfehlen wir die jährliche Kontrolle, um mögliche Komplikationen zu vermeiden und eine Langlebigkeit der Implantate zu gewährleisten.“
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Quelle: Berliner Zeitung, Gesundheitsmagazin „schön gesund“, Ausgabe 03/2016, Frauke Wolf